Gartenrundgang im Juli
“Heute nehme ich die Sache mal selbst in die Hand und mache einen kleinen Gartenrundgang mit Ihnen. Sonst passiert ja hier gar nichts mehr! Der letzte Post ist ja im Winter erschienen, und jetzt ist schon Hochsommer! Dass man sich aber wirklich auch um alles selbst kümmern muss! Als hätten wir Bienen nicht genug Arbeit! Aber genug des Geplänkels, kommen wir direkt zur Sache:
Starten wir mit dem Rotklee, den nicht nur wir Bienen, sondern auch Schmetterlinge wie Distelfalter oder Bläulinge mögen. Zum Glück wird ja hier in diesem Unternehmen, geführt von Amely und Christian, Service und Arbeitnehmerfreundlichkeit groß geschrieben – wobei es natürlich noch einiges an Verbesserungsbedarf gibt, aber dazu später. Wir Bienen sind ja hier nicht nur als Kundinnen und Konsumentinnen unterwegs, sondern leisten zugleich wertvolle Arbeit. Deswegen haben wir auch einen Anspruch auf eine reichhaltige, vielfältige Ernährung und ein angenehmes Wohnumfeld. Denn ohne uns würde hier wirklich gar nichts laufen, das ist klar!
Hier ist der Name Programm: “Bienenfreund” oder auch Phacelia liegt im Ranking der beliebtesten Speisen ganz weit oben.
Noch beliebter ist nur der Klatschmohn, und zwar besonders bei den jugendlichen Bienen: Sie haben größte Freude daran, auf den Blüten Trampolin zu springen! Dabei balgen sie sich zu gern mit unseren beleibten Verwandten, den Hummeln, oder gar mit den behäbigen Holzbienen. Leider sind die Youngsters etwas kamerascheu, sodass das Spektakel auf den Fotos nur zu erahnen ist.
Auf jeden Fall gehört ein familienfreundliches Angebot einfach zu einem modernen Unternehmen dazu – ein Aspekt, der von vielen Gartenbesitzern leider noch vernachlässigt wird!
Auch hier in der Blumenwiese kann sich die junge Generation austoben, und auch die älteren von uns nutzen sie gern – sei es für einen Snack zwischendurch oder ein romantisches Dinner.
Die Blumenwiese ist zwar schon mal ein guter Anfang für einen bienenfreundlichen Garten, aber noch lange nicht genug! Stellen Sie sich vor, hier gibt es noch Rasen! Und das in der heutigen Zeit, in der jeder Quadratmeter für Bienen überlebenswichtig ist! Da legt man doch keinen Rasen an, oder?? Zugegebenermaßen, der Rasen besteht hauptsächlich aus wilder Möhre, blauer Wegwarte, Spitzwegerich, Löwenzahn, Fenchel, Pimpinelle, Klee, Ackerwinde, Quecke und Fünffingerkraut. Da ist schon einiges dabei, was uns schmeckt! Und zum Glück wird das Gras immer weniger – kein Wunder bei dieser Trockenheit!
Unseren Informationen nach soll der Rasen nach und nach in Beete umgewandelt werden. Aber das dauert uns zu lange! Wie oft haben wir schon auf die beiden eingeredet, sie müssen den Rasen in eine Blumenwiese umwandeln, indem sie einfach nicht mehr mähen. Aber da schaltet besonders Amely einfach auf stur: “Dann habe ich noch mehr Heuschnupfen… Außerdem gibt es da Zecken… Die Ackerwinde breitet sich dann noch mehr aus… Wir haben doch schon 1000 qm Blumenwiese…”, nichts als Ausflüchte. Dann wird alle paar Monate doch wieder gemäht, zu unserem Ärger. Menschen sind wirklich schwer zu erziehen!
Amely ist übrigens auch diejenige, die einfach unser Lieblingsessen (Kornblumen) aus dem Gemüsebeet ausreisst! Begründung: Sie haben Läuse, die dann auf den Salat und das andere Gemüse überspringen. Aber ehrlich – das ist doch kein Argument, oder? So eine kleine Fleischbeilage hat noch niemandem geschadet!
Christian ist da schon etwas fortschrittlicher. Neulich zum Beispiel hat Amely ihn gebeten, eine Pflanze auszugraben. Sie meinte, es sei ein “hässliches, kratziges Unkraut, das sich explosiv ausbreitet”. Diese Sprache sagt doch schon alles, oder? “Hässlich” und “kratzig” ist einfach nur diskriminierend! Und überhaupt, was soll eigentlich “Unkraut” sein? Da wird einfach unschuldigen Pflanzen aufgrund willkürlich getroffener Kriterien das Existenzrecht abgesprochen! “Ausdrucksstarkes Gewächs von eigenwilligem Wuchs mit ausbreitungsfreudigen Tendenzen” wäre eine Formulierung, die wir gerade noch akzeptieren könnten! Aber zurück zur Sache. Christian hat dann die Pflanze ausgegraben und in einer anderen Gartenecke liebevoll wieder eingegraben – das nenne ich naturfreundlich!
Immerhin auch ganz schmackhaft sind die ungefüllten Rosen mit der Katzenminze.
Auch die Stockrosen stehen bei uns hoch im Kurs.
Auf unserer Top-Ten-Liste stehen außerdem die Sonnenblumen, die erfreulicherweise zahlreich in unserem kleinen Gartenunternehmen zu finden sind!
Sie merken, ich bin schon etwas in Eile, da ich gleich noch einen wichtigen Termin mit der Bienengewerkschaft habe! Es geht um die Mitarbeiterzufriedenheit in unserem Betrieb… Das wird spannend!”
4 Kommentare
FrauHummel
Das ist so ein wunderbarer Garten- ich denke nicht, dass die Bienengewerkschaft etwas gegen dich unternehmen wird! ? Vor allem die Blumenwiese hat es mir sehr angetan, und ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Menschen solche wilden Wiesen gedeihen liessen! Das ist so viel schöner als ein mit der Nagelschere getrimmter Rasen, und ausserdem (oder in erster Linie!) helfen solche Ökowiesen unseren Insekten und allem, was davon so profitiert, wieder auf die Beine.
Meine eigene Weide steht auch gerade in voller Blüte- erstaunlich, was sich Jahr für Jahr noch so dazugesellt an verschiedenen Blüten und Gräsern. Ich habe immer mal wieder ein paar Handvoll Wildblumen gesät und lasse im Herbst einfach alles stehen, schneide nichts weg. So kann sich die Weide praktisch selber mulchen. Aber es hat jetzt wirklich Jahre gedauert, bis sie sich von der überdüngten monotonen Gras-Fläche hin zu einer Magerwiese mit der entsprechenden Fauna und Flora gewandelt hat. Und ich freue mich sehr darüber!
Ich glaube, langsam kommt die Erkenntnis bei den Menschen an, dass jeder (s)einen Beitrag dazu leisten kann, unserer Natur viel Gutes zu tun. Auch wenn es nur ein paar Kästen auf dem Balkon oder en paar nektarreiche Pflanzen auf dem Gartensitzplatz sind!
Hab ein schönes, sommerliches WE, herzliche Grüsse!
Amely
Liebe Frau Hummel, danke für deinen Kommentar! Bisher haben wir die Blumenwiese über Winter stehen gelassen und dann im Frühjahr umgegraben und neu eingesät. Aber diesen Herbst wollen wir mal eine dauerhafte Blumenwiese anlegen, mit mehrjährigen Pflanzen wie Glockenblumen und Margeriten, die man dann nur noch ein bis zwei Mal pro Jahr mähen muss. Mal sehen, wie das klappt! Wie schaffst du es, deine Wiese abzumagern? Nimmst du das Schnittgut ab?
Ich hoffe auch, dass so langsam die Erkenntnis ankommt, dass jeder einen kleinen Beitrag zum Schutz der Natur und der Artenvielfalt leisten kann! Und dass man selbst auch was davon hat, wenn man das lebendige Treiben von Insekten, Schmetterlingen und Vögeln in so einer Wiese beobachten kann! Das ist einfach Lebensqualität!
Ich wünsche dir eine schöne Woche mit ein paar entspannten Stunden im Garten!
Amely
Wolfgang Nießen
Liebe Amely,
schön, dass Du wieder da bist.
Bienen sind bei uns auch jede Menge unterwegs, schließlich haben die Nachbarn fünf Bienenstöcke. Sehr viele sind auch immer am Teich, und wahrscheinlich sinkt auch deswegen auch immer so schnell der Wasserspiegel…
Rasen haben wir auch noch im Garten, aber das ist so ein “Hauptsache Grün” Rasen, mit viel Klee und was weiß ich sonst noch so alles, aber mit wenig Gras.
Ich wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Amely
Lieber Wolfgang, ja, ich habe in letzter Zeit das Bloggen wirklich vernachlässigt, zum Glück hat da die Bienengewerkschaftsvorsitzende mal eingegriffen:)
So eine gemähte Wildkräuterwiese Klee und anderem ist auch das einzige, was in diesen trockenen Hitzesommern noch Sinn macht. Wir haben vor, einen Teil davon noch in Staudenbeete umzuwandeln. Aber das geht alles nur Schritt für Schritt. Ich versuche, Erfahrungen zu sammeln in den Staudenbeeten, die wir bereits angelegt haben, und das dann auf die neuen Beete zu übertragen. Welche Pflanzen fühlen sich hier wohl? Wieviel Platz brauchen sie? Wie kann man sie vermehren?… So hoffe ich, dass unser Garten langsam noch abwechslungsreicher wird. Natürlich nicht vergleichbar mit einem Garten wie eurem, der über Jahrzehnte liebevoll angelegt und gepflegt wurde. Ein Teich wäre natürlich auch toll… Möglichkeiten gibt es ja immer viele:)
LIebe Grüße,
Amely